Agiles Projektmanagement bleibt ein stabiler Trend. Gartner, das Unternehmen welches den IT Markt erforscht und analysiert, prognostiziert der agilen Softwareentwicklung eine steigende Nachfrage. Gartner sagt voraus, dass bis zum Jahr 2017 70 Prozent der erfolgreichen Businessmodelle freiwillig auf instabile Prozesse setzen. Das bedeutet jedoch, dass sich diese Prozesse flexibel an die Kundenbedürfnisse anpassen lassen. Für Unternehmen und Mitarbeiter birgt das Konsequenzen: Sie müssen mit agilen Teams und Entwicklungsmethoden reagieren. Das ist der Grund, warum das Project Management Institute (PMI) seit Anfang 2012 eine Zertifizierung für Agile Project Manager anbietet.
Weiterbildung zum Scrum Master und Product Owner
Streng genommen existiert die Rolle Projektmanager in der agilen Welt nicht. Der Product Owner und Scrum Muster teilen sich dessen Aufgaben im agilen Entwicklungsprozess. So liegt es auf der Hand, die bereits auf dem Markt befindlichen agilen Zertifizierungen mit der Ausbildung zum PMI ACP zu vergleichen.
Scrum Master
Scrum Master nutzen Angebote von Scrumalliance oder Scrum, um sich zertifizieren zu lassen. Scrumalliance bildet zum Certified Scrum Master (CSM) aus. Die Themen sind breit über die Praktiken und Prinzipien von Scrum gestreut. Der Prüfungspreis beträgt 100 US-Dollar. Damit ist das Zertifikat verhältnismäßig günstig. Vertiefendes Scrum Wissen bietet die Zertifizierung zum Certified Scrum Professional (CSP) an. Stimmt Scrumalliance der Bewerbung zu, zahlt der Bewerber nochmals 150 US Dollar.
Scrum.org bietet ein zweistufiges Zertifikat zum Professionel Scrum Master. In der ersten Stufe prüft der Anbieter allgemeines Scrum Wissens, welches der Scrum Guide beschreibt. In der zweiten Stufe sucht er Nachweise, welches über das Wissen des Scrum Guide hinausgeht. Um die erste Stufe abschließen zu können, bezahlt der Bewerber 150 US-Dollar. Mit 500 US-Dollar ist die zweite Stufe deutlich teurer.
Product Owner
Scrumalliance zertifiziert Product Owner zum Certified Scrum Product Owner (CSPO). Die Ausbildung hilft dem Product Owner, die einzelnen Rollen in der agilen Produktentwicklung besser zu verstehen.
Srum.org zertifiziert zweistufig zum Professional Scrum Product Owner (PSPO). In der Stufe eins eignet sich der Bewerber fortgeschrittene Kenntnisse aus dem Scrum Framework an. Einen Kurs vor der Prüfung muss er nicht zwingend belegen. Es ist jedoch zu empfehlen. Die Prüfungskosten betragen 200 US-Dollar. Die zweite Stufe ist deutlich anspruchsvoller. Sie besteht aus Multiple-Choice-Fragen und Fallstudien. Für die Prüfung sind 500 US-Dollar einzuplanen.
Was beinhaltet die Prüfung zum PMI ACP?
Der Schwerpunkt der Ausbildung zum Agile Certified Practitioner ist deutlich breiter angelegt, als die Prüfungsangebote von Scrumalliance und Scrum. So kann der zukünftige Inhaber des ACP Zertifikates nach der Prüfung, Kenntnisse sowohl aus der Welt des klassischen Projektmanagements als auch der agilen Welt nachweisen.
Ein Großteil der Fragen betreffen Scrum und allgemeine agile Fragen. Themen aus den Bereichen eXtreme Programming, Test-Driven Development, Lean oder Kanban werden abgefragt. Somit berücksichtigt die PMI-ACP-Zertifizierung eine Vielzahl von agilen Methoden für unterschiedliche Problemstellungen. Zusammenfassend ist zu sagen: Sucht jemand eine übergreifende Ausbildung, ist für ihn der PMI ACP genau das Richtige. Denn das PMI schließt die Lücke zwischen reiner Ausbildung zum Product Owner oder Scrum Muster und dem klassischen Projektmanager.
Welche Vorausetzungen müssen Sie erfüllen?
Einige Absolventen bezeichnen den Weg zur Prüfung als lang und hart. Fakt ist: Der Kandidat muß vor der Prüfung ausreichend agile Erfahrung vorweisen. Planen Sie ein Selbststudium, um sich intensiv auf die Prüfung vorzubereiten. Doch bevor Sie starten, achten Sie auf die Voraussetzungen, um an der Prüfung teilzunehmen zu dürfen. Sie müssen 1.500 Stunden Erfahrungen in der Arbeit in agilen Projektteams oder mit agilen Methoden in den letzten drei Jahren nachweisen. Das PMI fordert auch den Besuch eines Trainings bei einem der zertifizierten Ausbildungsbetriebe. Sie müssen nicht nachweisen – wie bei der Zertifizierung zum PMP® oder PgMP® üblich, dass Sie über 2.000 Stunden allgemeiner Projekterfahrung verfügen.
Mit welchen Kosten müssen Sie rechnen?
Die Prüfung dauert drei Stunden. In dieser Zeit beantworten Sie 120 Multiple-Choice Fragen. Bestehen Sie die Prüfung nicht, können Sie diese dreimal innerhalb eines Jahres wiederholen.
Für die Prüfung bezahlen bereits registrierte PMI Mitglieder 435 US-Dollar. Für nicht-registrierte Bewerber sind es 495 US Dollar. Kalkulieren Sie Kosten für die Literatur ein. Mit ca. 70-150 Euro sollten Sie auf der sicheren Seite sein. Berücksichtigen Sie auch die Kosten des Ausbildungskurses. Sie variieren von Anbieter zu Anbieter. Planen Sie ungefähr 2.000 Euro für den Seminarbesuch ein. Ist die Prüfung absolviert, steht die nächste finanzielle Herausforderng an. Ähnlich der Zertifizierung zum PMP® oder PgMP® müssen Sie für die Rezertifizierung innerhalb von drei Jahren, 30 Professional Development Units (PDUs) in einem agilen Arbeitsumfeld nachweisen.
Meine Empfehlung
Nur für die Zertifizierung zu büffeln, ohne den Lehrstoff aktiv anzuwenden, motiviert mich
wenig. Deshalb meine Empfehlung: Wenden Sie Ihr Wissen in Ihrer täglichen Arbeit an. Oder um mit den Worten von Johann Wolfgang von Goethe zu sprechen: „Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“
Ich wünsche allen Bewerbern viel Glück!